« Will das Tageblatt AGRA unterstützten? » Reaktion von Jean Feyder

« Will das Tageblatt AGRA unterstützten? » Reaktion von Jean Feyder

 

Der ex Botschafter Jean Feyder, hat sich mit vollem Recht empört, eine wichtige luxemburgische Tageszeitung seine Säulen einem Verwaltungsmitglied der Alliance for a Green Revolution in Africa (AGRA) öffnen zu sehen. SOS Faim, dessen ein Mitglied er ist, stützt die Antwort, daß der ex Botschafter abgehängt hat, die Leitung der Tageszeitung erreichen zu lassen. Wir veröffentlichen hier seinen Text.

Will das Tageblatt AGRA unterstützten?

Am letzten Samstag, 7/8. Januar, veröffentlichte das Tageblatt einen Artikel mit dem Titel „Hilfe für Afrikas Dust Bowl“. Geschrieben von Jeff Raikes, Mitbegründer einer Stiftung, die seinen Namen trägt, ehemaliger CEO der Bill&Melinda-Gates Stiftung und Vorstandsmitglied.

Ich begrüße, wenn sich das Tageblatt mit den Problemen der Landwirtschaft in Afrika abgeben will, leben dort immer noch zwischen 60 und 80 Prozent der Bevölkerung auf den Lande, direkt oder indirekt von der Landwirtschaft. Es ist auch in dieser Bevölkerung wo die meisten Menschen zu finden sind, die an Hunger und extremer Armut zu leiden haben.

Recht bedenklich ist jedoch, dass sich das Tageblatt mit Jeff Raikes zum Verteidiger einer Landwirtschaft macht, die von Organisationen wie AGRA unterstützt wird. Raikes schlägt insbesondere „neue Saatgutsorten“ vor und bezieht sich auf den neuen AGRA-Bericht. Doch wer ist AGRA überhaupt?

AGRA – Allianz für eine grüne Revolution in Afrika-, ist eine Zivilgesellschaft, die 2006 gegründet wurde mit dem Ziel, Landwirtschaft und Ernährung in Afrika zu fördern und Millionen Kleinbauern aus Hunger und Armut herauszuhelfen. Das mit einem 400 Millionen Dollar Jahreshaushalt.

Viele Vertreter europäischer und afrikanischer NGO’s und Bauernorganisationen äußern seit langem Zweifel an AGRA. Afrikanische Kleinbauern werden in keiner Hinsicht an der Ausarbeitung der Politik AGRA’s beteiligt. Schlimmer noch, es hat sich bestätigt, AGRA dient eigentlich als trojanisches Pferd zur Einführung einer nicht nachhaltigen Landwirtschaft in Form von Hybridsaatgut, GVO’s, chemischen Düngern und Pestiziden zugunsten von Multis des Agrobusiness, wie Monsanto.

Die Bill und Melinda Gates Stiftung verwaltet ein Kapital von 30 Milliarden Dollar. Sie zählt zu den stärksten Geldgebern von AGRA. 2010 kaufte die Stiftung 500 000 Monsanto-Aktien im Wert von 23 Millionen Dollar. Bill Gates erklärte 2011 seine Vorstellung folgendermaßen vor dem Chicago Council for Global Affairs, einem amerikanischen think tank : „Die Außenhilfe bedeutet, dass die Geldgeber nationale Pläne unterstützen, den Bauernfamilien neues Saatgut, Geräte, Techniken und Märkte zu verschaffen. (…) Unsere Vorgehensweise hat mit dem alten Konzept der Geldgeber und Empfänger nichts zu tun. Es handelt sich um Business und Investoren (…) und einer Sache, die die Interessen der Vereinigten Staaten weiterbringt“.  Dies erklärt auch, warum bei der Gates Stiftung jemand wie Robert Hosch, der während 25 Jahren in den Diensten von Monsanto stand, an der Spitze des „Programms der globalen Entwicklung“ genannt wurde, der AGRA zugeteilt ist.

Vor einigen Jahren forderte unser Cercle de coopération des ONG über seine Broschüre „Fair politics“ von der Regierung, gemäß dem Prinzip der Kohärenz in der luxemburgischen Entwicklungspolitik, die Zusammenarbeit mit AGRA aufzugeben. Das Entwicklungsministerium ist dieser Aufforderung nachgekommen.

Will das Tageblatt uns in eine andere Richtung bringen? Wäre es zu Zeiten des Klimawandels nicht eher angebracht, sich mit einer nachhaltigen Form der Landwirtschaft auch in Afrika auseinanderzusetzen? Etwa mit Agroökologie? Die viel günstiger für Umwelt und Gesundheit ist. Und die den Vorteil bietet, die Erträge in wenigen Jahren deutlich zu erhöhen, ja sogar zu verdoppeln. Unsere organisierte Zivilgesellschaft bemüht sich, eine solche Landwirtschaft der Öffentlichkeit näher zu bringen, sie zu erklären und zu unterstützen.

Jean Feyder

Früherer Botschafter

 

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